Luca Fischeder zieht Saison-Zwischenfazit
In diesem Jahr konnte Luca Fischeder bisher mit großartigen Leistungen auf nationaler wie auch internationaler Ebene überzeugen. Ist es seine bisher stärkste Saison? „Bis jetzt, im Großen und Ganzen, würde ich sagen ja“, gibt sich 22-Jährige fast schon ein wenig zu bescheiden. Große Worte sind nicht so sein Ding, vielmehr lässt er lieber auf der Strecke Taten sprechen.
Im Vergleich zum Vorjahr gelang Luca nochmals ein enormer Leistungssprung, den er mit großem Trainingsfleiß begründet. „Zudem versuche ich im Training, soweit es möglich ist, den Rennmodus zu simulieren. Sprich, in unterschiedlichen Intervallen Prüfungen zu fahren, so dass dabei am Ende immer eine gute Stunde Prüfungszeit herauskommt. Natürlich mache ich das am liebsten mit meinen Trainingspartnern.“ Die in erster Linie der vierfache Deutsche Enduro Meister Edward Hübner sowie der Junioren-Weltmeister Hamish Macdonald sind. „Eddi wohnt gleich bei mir um die Ecke, von daher passt das ganz gut. Und Hamish ist ja mein Teamkollege“, schmunzelt der Sherco-Fahrer, der beide für ihr Können sehr schätzt. „Von diesen kann ich extrem viel lernen, was mich weiter nach vorn bringt.“ Und das schlägt sich merklich in seiner bisherigen Saisonbilanz nieder.
EnduroGP: Am Podest gekratzt!
Die WM-Saison begann auch in diesem Jahr verhältnismäßig spät, dafür umso intensiver. Innerhalb eines reichlichen Monats standen gleich vier der sechs Wettbewerbe auf der Agenda. Los ging es in Portugal. „Daran denke ich gern zurück. Das war wirkliches ein tolles Rennen mit taffen Prüfungen. Speziell im Extrem-Test bin ich richtig gut klar gekommen. Am zweiten Tag konnte ich sogar um das Podium kämpfen, dass war schon ein tolles Gefühl und eine großartige Erfahrung“, blickt Luca mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück. „Ich war überglücklich mit meiner Leistung. Aber auch gleichzeitig enttäuscht, nach eineinviertel Stunden Gesamtprüfungszeit als Vierter mit weniger als sieben Sekunden Rückstand das Podium zu verpassen.
Doch dieses Ergebnis war Ansporn, es beim nächsten Lauf in Italien gleich wieder voll zu attackieren. Im Extrem-Test lief es gut, im Cross-Test mit den hängenden Kurven eher weniger. Seine Leistung nach dem ersten Fahrtag bezeichnete der Youngster als „ausbaufähig“. Und tatsächlich am zweiten war er von Beginn an vorn mit dabei, lag sogar ziemlich souverän auf dem dritten Platz in seiner hart umkämpften Klasse Junioren 2. „Doch dann bin ich im Extrem-Test gestürzt. Dabei haben sich am Lenker Bremse und Gas verkeilt, was ich nicht gleich gemerkt habe. Dadurch blockierte das Vorderrad und ich lag gleich wieder auf der Nase. Damit war es mit dem Podium vorbei.“
Dennoch konnte er mit der Zwischenbilanz,den Rängen neun, vier, sieben und sechs sehr zufrieden sein.
Erster und einziger kleiner Rückschlag
Entsprechend motiviert war Luca für die Läufe in Estland und Schweden. Doch irgendwie lief es nicht ganz so, wie gewünscht. „In Estland gab es einen Enduro-Test, welchen ich so zuvor noch nie erlebt habe. 10 Minuten Vollgas durch endlos tiefe Sandwellen. Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal so eine fahrerische wie auch konditionell fordernde Prüfung gefahren zu sein“, so der Mittelsachse, der just in jenem Test einen heftigen Abflug hatte. Dabei schlug er sich die linke Hand äußerst schmerzhaft an, kämpfte sich aber dennoch ins Ziel, was mit Rang sieben belohnt wurde. „Doch über Nacht schwoll die Hand extrem an. Zwar bin ich am zweiten Tag noch eine Runde gefahren, doch ich konnte den Lenker kaum noch festhalten. Da muss man dann so ehrlich zu sich sein und die Reißleine ziehen, bevor noch Schlimmeres passiert. Zudem ging es ja nur eine Woche später in Schweden bereits weiter.
Dort präsentierte sich Luca zwar noch nicht wieder hundertprozentig fit, war aber dennoch soweit in der Lage, wieder gute Zeiten fahren zu können. „Es war ein gutes Rennen, wenngleich ich zu Beginn noch etwas Mühe hatte, in Fluss zu kommen“, gesteht der Sherco-Fahrer, der wieder Siebenter wurde. „Auch hier lief es am zweiten Fahrtag dann deutlich besser, ich war wesentlich näher an der Spitze dran und habe den fünften Platz lediglich um drei Zehntelsekunden verpasst.“
Enttäuscht über „Rund um Zschopau“-Absage
„Das wäre natürlich ein Highlight geworden. Endlich ein WM-Lauf auf vertrautem Terrain. Hier hätten sich die Fahrer der anderen Nationen erst einmal darauf einstellen müssen. Ich denke, das wäre ein kleiner Vorteil für mich gewesen. Aber schade, das ist ja nun Geschichte“, bedauert Luca, für den es stattdessen Mitte Oktober nach Portugal und eine Woche später zum WM-Finale nach Frankreich geht. „Darauf freue ich mich schon. Natürlich möchte ich dort noch einmal das Beste herausholen und soweit wie möglich in Podiumsnähe fahren. Wenn es tatsächlich mit dem Treppchen klappen sollte, wäre natürlich der Hammer!“
In der DEM voll im Soll!
Doch bis dahin ist er zunächst noch bei der Internationalen Deutschen Enduro Meisterschaft in Rehna und Burg gefordert. Nach der Doppelrunde in Meltewitz und dem Lauf in Waldkappel liegt Luca voll im Soll. „Das Sprint-Enduro in Meltewitz mit der technisch anspruchsvollen Sonderprüfung hat mir extrem Spaß gemacht. Jeweils mit Platz zwei im Championat hinter Hamish und den Tagessiegen in meiner E3-Klasse habe ich an diesem Wochenende das Optimum herausgeholt“, freut sich der Fahrer von der Sherco Academy Deutschland. Auch in Waldkappel wusste er zu überzeugen. „Die Acker-Tests sind nicht so mein Ding, das gebe ich offen zu. Aber ich finde gut, dass es mal eine neue Prüfung gab, vor allem die Abschnitte zwischen den alten Häusern fand ich richtig gut.“ Mit Rang drei im Championat und einem weiteren E3-Klassensieg unterstrich er abermals sein ganzes Können. „Vor allem bin ich happy, dass ich auch konstant gute Leistungen auf solchen Strecken abrufen kann, die mir nicht so liegen. Von daher, so kann es gern weitergehen“, strahlt der Fahrer vom MSC Dahlen e.V. über das ganze Gesicht!
Text und Bilder: Peter Teichmann